Erster Runder Tisch zum Thema „Häusliche Gewalt Kelheim“

25. Juni 2024: Startschuss für regelmäßige Treffen

Nachdem terminlich zufällig Anfang Juni das Lagebild „Häusliche Gewalt“ in einer Pressekonferenz von Bundesfamilienministerin Lisa Paus, Bundesinnenministerin Nancy Faeser und der Vizepräsidentin des Bundeskriminalamtes, Martina Link, vorgestellt wurde, hat auch der Landkreis Kelheim mit seinem schon lange geplanten ersten Runden Tisch Häusliche Gewalt am Freitag, den 21.06.2024 das Thema auf die Agenda gesetzt.

Nach lokalen Polizeiangaben sind im Landkreis Kelheim einer bis sechs Fälle pro Woche keine Seltenheit und auch in den verschiedenen Beratungsstellen werden immer wieder hauptsächlich Frauen zu partnerschaftlicher Gewalt beraten. Viele Landkreise haben zur Verbesserung der Situation Runde Tische zum Thema Häusliche Gewalt installiert. Ziel des Runden Tisches „Häusliche Gewalt Kelheim“ ist die Förderung von Strukturen, die zur Prävention, Intervention und Rehabilitation von Personen mit Gewalterfahrungen dienen. Dabei geht es auch um die Ächtung von Gewalt und Verbesserung des Schutzes bei Häuslicher Gewalt durch Öffentlichkeitsarbeit.

„Die Förderung von verlässlichen Hilfestrukturen im gesamten Landkreis Kelheim und die Entwicklung von Standards zwischen Institutionen für die Zusammenarbeit zum Abbau Häuslicher Gewalt stellt eine große Herausforderung dar.“

Christian Gabler, Gleichstellungsbeauftragter des Landkreises Kelheim

Die erste Veranstaltung dieser Art im Landkreis Kelheim informierte in zwei Fachvorträgen über verschiedene Aspekte bezüglich Kinder im Kontext Häuslicher Gewalt und über die Arbeit der Psychosozialen Prozessbegleitung Niederbayern. Dafür konnten Dr. Sandra Dlugosch als Bereichsleiterin für die Kinder- und Jugendhilfe München und Simone Seitz vom Frauennotruf Regensburg gewonnen werden. Der Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Kelheim, Christian Gabler, organisierte den Runden Tisch und leitete das Treffen mit einem Impulsvortrag zum aktuellen Stand der Dinge ein.

Am Runden Tisch nahmen unter anderem die Richterin Karin Frahm vom Amtsgericht Kelheim, Daniela Grimm, die Beauftragte für Kriminalitätsopfer Niederbayern, und die für die Prävention zuständige Kriminalhauptkommissarin aus Landshut, Gabriele Bauer, teil. Die Gästeliste umfasste ferner Vertreterinnen und Vertreter der Frauenhäuser Regensburg, der Opfer- und Erstberatungsstellen wie dem Weissen Ring oder der Erziehungsberatungsstelle Kelheim, aber auch verschiedene Abteilungen des Landratsamtes wie zum Beispiel das Jugendamt, die Koordinierende Kinderschutzstelle (KoKi), die Schwangerschaftsberatung und die Hebammenkoordination des Landkreises.

Darüber hinaus waren Vertreterinnen und Vertreter beider Polizeiinspektionen (Mainburg/Kelheim) sowie die Zuständige der Täterberatungsstelle Landshut bei der dreistündigen Veranstaltung anwesend. Landrat Martin Neumeyer sprach in seinem sehr persönlichen und bewegenden Grußwort vor knapp 35 Personen über die Rolle der Frau und deren Mehrfachbelastungen in Familie, Beruf und der Pflege von Angehörigen. Dabei dankte er den Anwesenden für ihre tägliche Arbeit und den Einsatz für ein oft sehr verstecktes Thema.

„Wir sind sehr glücklicher über die breite Unterstützung von Justiz, Polizei und dem gesamten Hilfesystem. Diese Art von Gewalt findet hinter verschlossenen Türen statt und ist ein Tabu. Der Runde Tisch Häusliche Gewalt Kelheim soll ein Fachgremium sein, was nachhaltige Strukturen für Betroffene aufbaut.“

Landrat Martin Neumeyer

Die am Runden Tisch beteiligten Personen wollen mit ihrer Arbeit die Kooperation und Abstimmung der Fachkräfte, Behörden und Institutionen stärken. Die Rahmenbedingungen für effektive und umfassende Schutz- und Hilfsmaßnahmen sollen dabei weiter ausgebaut werden. Aus den Treffen sollen ebenfalls präventive Projekte entwickelt werden, die den oben genannten Zielen dienen. Die Arbeits- und Organisationsstruktur des Runden Tisches wird durch die Gleichstellungsstelle im Landratsamt Kelheim geleistet. Der Runde Tisch Häusliche Gewalt Kelheim tritt halbjährlich zusammen, das nächste Treffen wird am 29.11.2024 im Landratsamt Kelheim abgehalten. Für Fragen oder nähere Informationen steht Ihnen Christian Gabler auch gerne telefonisch unter 09441 207-1040 zur Verfügung.

Zum Hintergrund

Laut Definition umfasst Häusliche Gewalt „alle Formen körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt und umfasst familiäre sowie partnerschaftliche Gewalt“. Konkret werden zwei Formen von Gewalt unterschieden, familiäre und partnerschaftliche Gewalt. Dabei ist es nicht wichtig, ob diese in der Wohnung oder am Wohnort ausgeübt wird.

Hilfsangebote

Seit Oktober 2023 fördert das Bundesministerium des Innern und für Heimat die Entwicklung der Tarn-App des Vereins „Gewaltfrei in die Zukunft“. Diese soll versteckt auf dem Handy laufen und bündelt Informationen zu Hilfs- und Beratungsangeboten.
Für gewaltbetroffene Frauen: Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist unter der Nummer 116 016 erreichbar
Für gewaltbetroffene Männer: telefonische Beratung unter der Nummer 0800 1239900
Für gewaltbetroffene Kinder und Jugendliche: Das Kinder- und Jugendtelefon ist unter der Nummer 116 111 erreichbar

Petition

Die autonomen Frauenhäuser haben die bundesweite Kampagne „Gewaltschutz kostet Geld und rettet Leben!“  - Gewalthilfegesetz für ALLE Frauen – jetzt! gestartet. Die Kampagne läuft bis 25.11.24. Die Bundesregierung wird darin aufgefordert, Verantwortung im Gewaltschutz für Frauen zu übernehmen und das geplante Gewalthilfegesetz mit ausreichend Bundesmitteln auszustatten. Bis zur Petitionsübergabe wird aufgerufen, die Kampagne zu unterstützen und den Petitionstext zu unterzeichnen, weitere Informationen und die Möglichkeit zur Unterzeichnung gibt es unter https://innn.it/geldoderleben.

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Im Landratsamt Kelheim hat der erste Runde Tisch zum Thema Häusliche Gewalt stattgefunden. Christian Gabler, der Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Kelheim, hat das Treffen mit einem Impulsvortrag eingeleitet. Quelle: Margarita Limmer, Landratsamt Kelheim.
Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Landrat Martin Neumeyer hat beim ersten Runden Tisch Häusliche Gewalt Kelheim ein Grußwort über die Rolle der Frau und deren Mehrfachbelastungen in Familie, Beruf und der Pflege von Angehörigen gehalten. Quelle: Margarita Limmer, Landratsamt Kelheim.