Infoveranstaltung: Smart-Urban-Connection – Seilbahn Kelheim
Der Landkreis Kelheim hat zusammen mit der Stadt Kelheim, der Gemeinde Saal an der Donau und einem Projektkonsortium unter der Leitung von Transport Technologie Consult Karlsruhe GmbH (TTK) in Zusammenarbeit mit IBS, REBEL und Moja in den vergangenen Monaten intensiv die Möglichkeit einer urbanen Seilbahnverbindung untersucht, die eine innovative und nachhaltige Mobilitätslösung darstellen sollte.
Die Ergebnisse der durchgeführten Machbarkeitsstudie zeigen, dass Seilbahnen zahlreiche Vorteile bieten könnten. Dennoch wird die Seilbahn nicht als Vorzugsvariante für die Verbindung zwischen Kelheim und dem Bahnhof Saal a.d. Donau von den Gutachtern empfohlen. Dieser Entschluss basiert auf einer umfassenden Abwägung verschiedener Faktoren, die in der abschließenden Bewertung der Studie berücksichtigt wurden.
Vor dem Hintergrund wachsender Verkehrsprobleme und des erhöhten Drucks, nachhaltige Mobilitätslösungen zu finden, wurden verschiedene Optionen geprüft, um die Verbindung zwischen Kelheim und Saal a.d. Donau zu verbessern. Insbesondere die Seilbahn als Verkehrsmittel wurde aufgrund ihrer zahlreichen Vorteile in Betracht gezogen. Die Untersuchung sollte klären, ob eine Seilbahn eine technisch und wirtschaftlich sinnvolle Ergänzung zum bestehenden Verkehrsnetz darstellen könnte.
Vorteile von Seilbahnsystemen als Ergänzung zum ÖPNV:
1. Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit
Seilbahnen sind umweltfreundlich, da sie im Betrieb keine CO2-Emissionen am Betriebsort erzeugen. Sie könnten durch den Einsatz von erneuerbarer Energie sogar klimaneutral betrieben werden. Dies wäre ein bedeutender Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Vergleich zum Autoverkehr.
2. Hohe Beförderungskapazität und Zuverlässigkeit
Seilbahnen bieten eine hohe Beförderungskapazität, insbesondere während der Hauptverkehrszeiten. Sie sind unabhängig von Straßenverkehr und Witterungsbedingungen und gewährleisten dadurch eine zuverlässige und planbare Reisezeit.
3. Minimaler Flächenverbrauch und geringe Bauzeit
Im Vergleich zu Straßen- oder Schienenprojekten benötigen Seilbahnen deutlich weniger Raum und können schneller realisiert werden. Die Stützen benötigen nur kleine Stellflächen und die Seilbahn kann auch eine zusätzliche Querung der Donau einfach ermöglichen.
4. Touristische Attraktivität
Eine Seilbahn könnte zusätzlich den Tourismus in der Region fördern, indem sie eine attraktive und zugleich nützliche Transportoption bietet, die einen außergewöhnlichen Ausblick auf die Landschaft ermöglicht.
5. Geringer Personalbedarf durch autonomen Betrieb
Die Seilbahn könnte weitestgehend autonom betrieben werden. Im Vergleich zu Bussen ist der Personalbedarf aufgrund des vollautomatischen Betriebes mit Bahnsteigtüren äußerst gering.
Trotz der aufgezeigten Vorteile haben die Verantwortlichen nach sorgfältiger Abwägung beschlossen, die Seilbahn nicht als Vorzugsvariante zu empfehlen. Hierfür gibt es mehrere ausschlaggebende Gründe:
1. Konflikte mit bestehenden Nutzungen und Festsetzungen
Die technischen Rahmenbedingungen bei Seilbahnprojekten werden von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Im vorliegenden Fall sind insbesondere die weithin sichtbaren Stützenbauwerke, die sich in unmittelbarer Nähe denkmalgeschützter Gebäude befinden, von Bedeutung. Darüber hinaus sind Eingriffe in bestehende Biotopstrukturen sowie in Bereiche von Hochwasserschutzanlagen erforderlich. Auch in den Gewerbegebieten Saal und Hafen Kelheim sind Maßnahmen notwendig, die zukünftige Nutzungseinschränkungen mit sich bringen können.
2. Wirtschaftliche Machbarkeit
Obwohl die Seilbahn als technisch machbar bewertet wurde, ergaben sich wirtschaftliche Bedenken. Die technische Umsetzung ist nur unter erschwerenden Bedingungen realisierbar, die dazu führen, dass die Bau- und Betriebskosten im Vergleich zu den erwarteten Nutzerzahlen und Einnahmen hoch sind. Um den volkswirtschaftlichen Nutzen einer Seilbahn fundiert darstellen zu können, wäre eine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse erforderlich.
3. Alternativen im Verkehrskonzept
Parallel zur Seilbahn wurden auch andere Verkehrslösungen geprüft. Es stellte sich heraus, dass die Verbesserung des bestehenden Busverkehrs und/oder die Förderung des Radverkehrs durch verbesserte und neue Radwegeverbindungen kosteneffizienter und weniger invasiv wäre. Diese Alternativen bieten ebenfalls die Möglichkeit, den Verkehrsfluss zu optimieren und die Umweltbelastung zu reduzieren, ohne dass umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen notwendig wären. Das bestehende KEXI On-Demand-System stellt eine sehr gute Ergänzung des ÖPNV Nahverkehrsangebots dar, ist jedoch in Hinblick auf große Fahrgastmengen kein geeignetes Transportmittel.
Trotz der Entscheidung gegen die Seilbahn bleibt das Engagement der beteiligten Kommunen für die Verbesserung der regionalen Mobilität ungebrochen. Die Erkenntnisse aus der Seilbahnstudie werden in die weiteren Planungen einfließen, um nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Verkehrslösungen zu entwickeln.
„Der ÖPNV muss sich in einer sich immer weiter verändernden Gesellschaft den Bedürfnissen und Anforderungen der Bürger anpassen und unter den gegebenen Rahmenbedingungen immer wieder neu erfinden, um nicht an Relevanz zu verlieren und akzeptiert zu werden. Neue, innovative Verkehrssysteme können dazu beitragen, dass wir auch zukünftig einen leistungsfähigen und finanzierbaren ÖPNV anbieten können.“
Landrat Martin Neumeyer
Der Fokus wird nun verstärkt auf die Optimierung des öffentlichen Nahverkehrs und die Verbesserung des Radverkehrs gelegt. Hierzu zählen unter anderem die Taktverdichtung und die bessere Anbindung an den Bahnhof Saal a.d.D. mit dem Fahrradverkehr. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass die Bürger auch ohne Seilbahn eine schnelle, bequeme und umweltfreundliche Alternative zum Individualverkehr erhalten.
In den kommenden Monaten wird die weitere Planung der Mobilitätsstrategie in enger Abstimmung mit den relevanten Interessengruppen fortgeführt. Ziel ist es, eine zukunftsfähige und nachhaltige Lösung zu finden, die den spezifischen Anforderungen der Region gerecht wird und gleichzeitig die Lebensqualität der Bevölkerung verbessert.
Die Machbarkeitsstudie wurde gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr.